Konzertkritik von Silvia Thurner in der Online-Ausgabe der Zeitschrift für Kultur und Gesellschaft, 7. Mai 2023.
Ein erfrischendes Konzerterlebnis bescherten die Pianistin Hanna Bachmann und der Pianist Yunus Kaya den zahlreichen Konzertbesucher:innen im Rahmen der Röthner Schlössle Konzerte. Vor allem die kammermusikalischen Eigenschaften des gegenseitigen Zuhörens und des geistreichen Dialogs zeichneten ihr vierhändiges Spiel aus. Das Programm mit Werken von Cécile Chaminade, Amy Beach, Schumann und Dvořák umkreiste in einem weiten Bogen atmosphärische Stimmungen während der warmen Jahreszeiten, verströmte südliches und auch exotisches Flair und bot zugleich Spannung und Entspannung.
Hanna Bachmann und Yunus Kaya kennen sich seit ihrer Schulzeit, beide erhielten Unterricht bei Ferenc Bognár am Vorarlberger Landeskonservatorium. Inzwischen haben die Musikerin und der Musiker ihre pianistische Karriere erfolgreich gestartet. Unterschiedliche Charaktere zeichnen ihre Spielweisen aus, deshalb war es spannend, ihr gemeinsames musikalisches Gestalten am Klavier mitzuerleben. Die ansprechende Werkauswahl passte hervorragend ins Ambiente des Saales, sympathisch führte Hanna Bachmann durch das Programm, sodass sich sogleich eine feinsinnige Konzertatmosphäre entfaltete.
Zuerst erklangen die „6 Pièces Romantiques“ op. 55 der französischen Komponistin Cécile Chaminade. Farbenreich führten die einzelnen Stücke mit unterschiedlichen Tanzrhythmen durch die Jahreszeiten und nahmen teilweise den Charakter einer Salonmusik an. Mit einer markanten Anschlagskultur spielte Hanna Bachmann den Primopart, während Yunus Kaya im Secondopart ein warmes und zugleich elegantes tänzerisches Fundament ausbreitete. Besonders das farbige Kolorit der melodiebezogenen Werke kam dabei gut zur Geltung und die „Temperaturen“ der kurzen Stücke kristallisierten sich ausdrucksstark heraus.
Humorvolle Miniaturen entfalteten Yunus Kaya und Hanna Bachmann in den „Summer Dreams“ op. 47 der amerikanischen Komponistin Amy Beach. Das Klavierduo formte die farbenreichen Werke kreativ und amüsant, indem sie in kurzen Szenen das Naturerleben an einem Sommerabend mit Rotkehlchen, Heuschrecken, Heinzelmännchen in der Dämmerung und in der Nacht musikalisch nachzeichneten.
Den Höhepunkt bildete die Deutung der „Bilder aus Osten“ op. 66 von Robert Schumann. Der Komponist begeisterte sich für das östlich arabische Flair fremder Welten. Diese Stimmungen vertonte er als mitteilsame Erzählungen und Charakterstücke. Hanna Bachmann als Primo und Yunus Kaya als Secondo spielten in einer schönen Balance und mit einer differenzierten Anschlagskultur miteinander. Lyrisch und weich im Duktus eröffneten sie den Zyklus. Besonders im zweiten Abschnitt ergänzten sich die ebenbürtigen Klavierparts hervorragend, klangsinnlich flochten die Pianistin und der Pianist ihre Stimmen ineinander und entfalteten die harmonischen Farbschattierungen wirkungsvoll.
Antonin Dvořák Zyklus „Aus dem Böhmerwalde“ op. 68 beinhaltet sechs Charakterstücke. Sie tragen das Kolorit tschechischer Volksmusik in sich und spiegeln dabei ganz unterschiedliche Stimmungen wider. Bilderreich stellten Yunus Kaya, nun als Primo musizierend, und Hanna Bachmann die melancholischen und temperamentvollen mit viel rhythmischer und melodischer Raffinesse ausgestatteten Stücke in den Raum. Aufhorchen ließ unter anderem die virtuos modellierte „Walpurgisnacht“, in der die Pianistin und der Pianist alles gaben und die Musik bewundernswert plastisch belebten.
Erstaunlich gut trug der Stutzflügel im Saal die kraftvolle Musik auch im Fortissimo.