Erfrischend, wie Hanna Bachmann ihre zweite CD promotet.
BREGENZ Sie liegt angezogen in einer nostalgischen weißen Email-Badewanne mit Füßchen. Auf diese Weise wirbt die aus Röthis stammende Pianistin Hanna Bachmann (25) auf dem Cover ihrer zweiten CD beim Publikum um Aufmerksamkeit für ihr neues Projekt „Plaisanteries“, französisch für „Scherze, Spaß“ (Gramola). Zahlreiche Fans und Freunde der jungen Künstlerin folgten ihrer Einladung ins Theater Kosmos zu einer CD-Präsentation, bei der sich der Musiker und Komponist Martin Lindenthal als kundiger Führer durch eine Welt zwischen hohem Interpretationsanspruch und kunstvoll verstecktem Humor erwies.
2010, mit gerade 16, hat sich Hanna Bachmann in einem ersten mutigen Gehversuch vor Publikum auf einem arg verstimmten Flügel im Schlössle ihres Heimatortes Röthis angeschickt, die große weite Musikwelt zu erobern. Damals war sie bereits Studentin in der Klavierklasse von Ferenc Bognar am Landeskonservatorium, bevor sie nach Wien zu Florian Krumpöck wechselte und 2015 bei Pavel Gililov am Salzburger Mozarteum ihr Bachelor- und zwei Jahre später ihr Masterstudium mit Auszeichnung absolvierte. Vorsichtig ging sie ihre Karriere an und doch mit Hartnäckigkeit, die man gerade als junge Frau braucht, um in diesem Business zu bestehen. Absolut hilfreich als Türöffner bei ersten Auslandsgastspielen, die sich inzwischen über Europa hinaus bis nach Mexiko erstrecken, war ein Empfehlungsschreiben von Maestro Kirill Petrenko („große Musikalität, Kreativität, hohes technisches Können“). Es folgten kurz hintereinander ein erster Preis beim Piano-Award in Düsseldorf, das Stipendium des Wagner-Verbandes Vorarlberg und im Vorjahr die Fördergabe des Landes.
Pianistische Hürden
Nach ihrer 2016 in St. Christoph produzierten Debüt-CD (tyxart) gibt es also nun die zweite Einspielung von Hanna Bachmann. In einem klug gewählten musikalischen Variationen-Programm aus Klassik und klassischer Moderne, das bei aller äußerlichen Heiterkeit doch voll extremer pianistischer Hürden und abenteuerlicher technischer und gestalterischer Anforderungen ist, will sie ihre „Scherze“ treiben. Aufgaben, die ihr offenbar auch live, ohne die Sicherheit einer späteren Korrekturmöglichkeit im Studio, keine Probleme bereiten, wenn sie hier ihr CD-Programm in Form eines komprimierten Zusammenschnitts abschnurren lässt, ergänzt um lockere Dialoge mit Martin Lindenthal über musikhistorische, stilistische und psychologische Hintergründe der eingespielten Werke.
Denn da ist sie wieder, diese besondere Eigenschaft, die man schon früher bei Hanna Bachmann bewundert hat: ihre fantastische Konzentrationsfähigkeit. Damit verwandelt sich die Künstlerin augenblicks in eine Löwin samt entsprechender Pranke, kaum dass sie in die Tasten des diesmal ordentlich gestimmten Flügels greift, entwickelt sie eine unglaubliche Spannung und eruptive Kraft.
Bei Mozarts acht Variationen erschließt sich der Spaß über die Vorlage des fremden Themas „Ein Weib ist das herrlichste Dinge“ aus der Einfachheit der Verarbeitung. Etwas komplizierter wird es bei Beethoven, den ein widerborstiger Walzer von Kollegen Diabelli zu einem einstündigen Klavierkoloss von 33 berühmten Variationen voll tiefgründigem Witz und virtuosen Absonderlichkeiten inspirierte. Prokofieffs fünf „Sarkasmen“ bringen Spott und Absurditäten zum Ausdruck. In der erstaunlichen Reife ihrer Jugend findet Hanna Bachmann in feinen Licht- und Schattenspielereien einen Zugang zu all diesen Eigenheiten und erweckt sie zu sprühendem Leben.
Im Sommer geht’s nach London und New York
Sichtlich entspannt gibt Hanna Bachmann nach ihrem Auftritt den VN Einblick in Entstehung und Konzeption ihrer zweiten CD: „Ich wollte für diese Einspielung einen Gegenpol zu meiner doch sehr ernsten Debüt-CD um Tod und Abschied abliefern, also Humor, auf verschiedene Weise in Musik verpackt. Dabei haben sich die Werke von Beethoven und Prokofieff angeboten, die ich schon bei meinem Abschluss und auch sonst live gespielt habe und die damit gut ausgereift waren. Der Mozart hat sich dann von selbst ergeben.“
Wer hatte die doch recht ausgeflippte Idee mit der alten Badewanne auf dem Cover und im Booklet? „Meine Wiener Produktionsfirma hat uns im vergangenen Sommer ideale Aufnahmemöglichkeiten im Kurhaus am Semmering geschaffen, auch mit einem tollen Bösendorfer. Es war damals sehr heiß, und da habe ich mich einfach so zum Spaß in diese nostalgische Badewanne gelegt, meine Noten dabei durch die Luft fliegen lassen – und das Produktionsteam war begeistert von diesen Fotos und hat daraus das Cover gemacht. Nicht zuletzt, weil man damit auch elegant das Augenzwinkern ausdrücken kann, das in dieser Musik steckt.“
Was bedeutet eine CD-Produktion für eine junge Künstlerin, ist das eine Art Meilenstein in der Karriere? „Es ist natürlich schon eine sehr aufwendige Investition, wenn man alles bedenkt, was dazu notwendig ist. Aber es ist auch eine tolle Visitenkarte, die man bei Veranstaltern vorweisen und damit Präsenz zeigen kann, aber auch ein Geschenk für meine Freunde.“ Nach jahrelanger Überlegung hat sich Hanna Bachmann nun entschlossen, die Dienste einer Agentur für die Planung ihrer immer zahlreicher werdenden Auftritte in Anspruch zu nehmen. „Es zeigen sich bereits erste Ergebnisse: Im kommenden Sommer geht es zu Konzerten nach London und New York!“
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