Renate Wagner, Online Merker, 16. März 2021
Drei junge Musiker aus Österreich und Deutschland haben sich zu einer Formation zusammen gefunden, die sich „Schwarzenberg“-Trio nennt. Die Pianistin ist gebürtige Vorarlbergerin, der in Wien geborene Cellist ist dort aufgewachsen, und das Trio gastiert auch oft in Vorarlberg – dennoch ist weder der dortige Ort noch die bekannte Fürstenfamilie Namensgeber. Vielmehr hat man die Bezeichnung vom Schwarzenbergplatz in Wien genommen, wo sich die Formation zum ersten Mal getroffen hat.
Das Trio hat sich um Roland Lindenthal neu gruppiert. Mit Hanna Bachmann ist auch Franz-Markus Siegert, gebürtiger Dresdener, mit seiner Violine in vielen Wiener Orchestern und Kammermusikensembles vertreten, dazu gekommen.
Die drei haben das auf der CD präsentierte Programm schon oft live gespielt und sind dabei verfahren, wie es auch Konzertveranstalter tun – sie setzten zu Beginn und am Ende auf Klassik und fügen ein Stück „Moderne“ dazwischen. Das ist durchaus reizvoll und hätte vermutlich noch eine Menge erfolgreicher Live-Termine absolvieren können. Immerhin eröffnete sich den Corona-geschädigten Künstlern eine Möglichkeit, die sie gerne annahmen: Sie haben das Programm in der Bösendorfer Klaviermanufaktur in Wiener Neustadt für ihre erste CD aufgenommen.
Ludwig van Beethoven zu Beginn, das Klaviertrio Opus 1/1 in Es–Dur aus seiner Wiener Anfangszeit, nicht von ungefähr in einer Tonart, die an Mozart gemahnt. Es ist dessen Leichtigkeit, die aus den vier Sätzen spricht, und man hört beglückt den beschwingten ersten Satz mit seinen perlenden Klavierläufen, dann die Lyrik mit „singender“ Violine, vom Cello dunkel unterfüttert, das Klavier im Hintergrund, es ist eine beglückende halbe Stunde mit dem hier unproblematischen Zauber atmenden Beethoven.
Und dann? Der Tiroler Werner Pirchner, seit 20 Jahren tot und den Klängen nach immer noch ein „Moderner“. Er hat einst für ein Stück seines Landsmannes Felix Mitterer Bühnenmusik geschrieben, man regte an, es zu einem Klaviertrio zu verarbeiten. „Heimat?“ heißt es nun, und die Fragezeichen hinter Titeln und Sätzen (Aus dem Nichts? Wiesel? Stimmungslied? Freundlich?) sind typisch für Pirchner, wenn auch nicht eben charakterisierend: Es gibt nichts, woran der Zuhörer sich „anhalten“ kann, wenn er zuerst leises Quietschen hört, wenn Saiten wie experimentell angetippt werden. Das Klavier bleibt anfangs im Hintergrund, dann bekommt die Violine eine Melodie, schließlich auch das Cello. Sie finden behutsam zusammen, aber doch in keiner Weise so, dass ein konventionelles Musikstück daraus würde
Pirchner hat sich nie in klassische Kompositionsformen einordnen lassen. Was in Analysen immer wieder als sein Charakteristikum bezeichnet wird, der Mix von U- und E-Musik, spielt hier eigentlich keine Rolle. Was man hört, ist nicht verstörend, absolut interessant, aber mehr intellektuelle Auseinandersetzung als die Möglichkeit des Zuhörers, sich der Musik emotionell zuzuwenden.
Das gelingt in reichem Maße, wenn nach Pirchners kurzem Stück mit dem Klaviertrio d-Moll Opus 49 von Felix Mendelssohn-Bartholdy die Romantik pur eintritt. Im Vergleich zu dem „schlanken“ Beethoven wird hier die klangliche Üppigkeit aller drei Instrumente gefordert, die in prachtvoll fließenden Übergängen immer wieder wechselnd die Führung übernehmen. Hier wird auch klar, dass der virtuose Aspekt für alle drei Künstler zweifellos ein Motiv des Komponisten war, abgesehen von seiner glanzvollen Melodik. Und die drei Musiker des Schwarzenberg Trios zeigen sich ihren Aufgaben (bei allen Komponisten) voll gewachsen. Man kann sich vorstellen, dass sie in (hoffentlich nicht allzu ferner) Zukunft „live“ beim Publikum sehr gefragt sein werden.