Hanna Bachmann brachte das Teatro de la Paz zum Erbeben (Konzertkritik vom 17. Mai in ‚MOMENTO‘)

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Ihre makellose Interpretation führte in beiden Konzerten zu Standing Ovations.

MOMENTO. El Periódico de San Luis Potosí. Cultura. 17 de mayo, 2018-04-12

San Luis Potosí, SLP. – Als Teil der vom Kultursekretariat geleiteten Konzertreihe ‚Frühling-Sommer 2018′ des Symphonischen Orchesters San Luis Potosí präsentierte die Wiener Pianistin Hanna Bachmann am vergangenen Freitag (11.) und Sonntag (13. Mai) zum ersten Mal ihr Können in unserer Stadt. Sie interpretierte mit sauberer Technik und großer Musikalität das dritte Klavierkonzert in c-Moll op. 37 von Ludwig van Beethoven, was in beiden Aufführungen im Teatro de la Paz zu großer Begeisterung vonseiten des Publikums führte.
Wie nicht zuletzt durch ihre zahlreichen Auftritte im Beethoven-Haus Bonn, beim Beethovenfest, wie auch beim Festival Beethoven@home und beim Beethoven-Campus in Deutschland, aber auch durch Konzerte in ihrer Heimat Österreich, in Ungarn, Italien, in den Niederlanden, der Slowakei, dem Fürstentum Liechtenstein und der Schweiz bestätigt wird, zeigte Hanna Bachmann ihre große Musikalität, Kreativität und technischen Fähigkeiten in den drei Sätzen, aus denen das dritte Klavierkonzert (Allegro con brio, Adagio und Rondo) besteht und verdiente sich so die Anerkennung des Publikums in Form von Standing Ovations, wofür sich die Pianistin an beiden Konzerttagen mit zwei Zugaben bedankte.
Der zweite Teil war nicht weniger glänzend – das Symphonische Orchester San Luis Potosí interpretierte unter der Leitung des Chefdirigenten Maestro José Miramontes Zapata die monumentale Erste Sinfonie in c-Moll op. 68 [von Johannes Brahms].
Es fällt auf, dass dieses Programm aus zwei zukunftsweisenden Werken besteht, die einen gemeinsamen Dreh- und Angelpunkt haben: Die Bewunderung der Komponisten für die Erneuerer wie auch für ihre Vorgänger und die Innovation und Evolution des Konzerts und der Sinfonie beziehungsweise allgemein gesprochen: Auf der einen Seite die Faszination Beethovens für Mozart, die ihn zu dem Ausspruch verleitete „Nie werden wir fähig sein, so etwas zu erschaffen!“, als er in einer Probe Mozarts Klavierkonzert hörte und entzückt dazu im Takt wippte. Später – im Jahr 1803 – gelang es ihm, ein Werk zu schaffen, das, ohne sich von den klassischen Strukturen zu lösen, der Stimme des Soloinstruments größere Wichtigkeit gibt und es sich zunutze machte, dass gegen Ende des 18. Jahrhunderts der Tonumfang des Klaviers erweitert wurde und der herkömmliche Umfang von fünf Oktaven um zusätzliche Töne ergänzt wurde. So benutzt Beethoven zum ersten Mal das tiefe G in einem Konzert und trägt den melodischen Qualitäten des Soloinstruments Rechnung, gleichzeitig benutzt er die verschiedenen Klangfarben des Orchesters, das er wie ein großes Instrument behandelt und erreicht so eine Ausgewogenheit des Klanges mit neuer Sensibilität und macht somit einen erforderlichen Entwicklungsschritt des klassischen Konzert in der Romantik.
Ihrerseits sehr berühmt ist Johannes Brahms‘ Äußerung dem deutschen Dirigenten Hermann Levi gegenüber: „Du hast keinen Begriff davon, wie es unsereinem zu Mute ist, wenn er immer so einen Riesen (Beethoven) hinter sich marschieren hört.“ Und obwohl er eine Persönlichkeit war, die er zutiefst bewunderte, setzte sich Brahms gerade deswegen solch hohe Ansprüche, dass der junge Komponist seine eigenen Werke im Vergleich zu denen des Genies aus Bonn als unbedeutend befand. Vielleicht brauchte er deshalb länger als vierzehn Jahre, um seine erste Sinfonie zu vollenden (die ersten Skizzen stammen aus dem Jahr 1862, die Uraufführung erfolgte am 4. November 1876).
Nichtsdestotrotz schafft Brahms mit seiner Ersten Sinfonie eines der erstaunlichsten Zeugnisse der ganzen symphonischen Literatur. Es ist eine Huldigung an Beethoven und obwohl es sich klar auf die Werke der vorangegangen großen Komponisten bezieht und obwohl er sein Werk traditionellerweise in vier Sätzen schreibt, ist es von einer Geisteshaltung geprägt, die dem 20. Jahrhundert näher ist. Darauf weist ihr Beiname ‚Zehnte Sinfonie‘ hin, das erste Werk laut Hans von Bülow (Komponist, Pianist und einer der berühmtesten Dirigenten des 19. Jahrhunderts, außerdem Schüler von Richard Wagner und Franz Liszt), das den Namen ‚Sinfonie‘ nach den Schöpfungen Beethovens verdient, womit er zweifellos für viele sprach.

Den Originalartikel können Sie hier finden.