Eine hochrangige Klavierbegabung (Konzertkritik von Fritz Jurmann in den Vorarlberger Nachrichten, 10.11.2018)

Hanna Bachmann überzeugte mit der Sinfonietta Vorarlberg.

Hanna Bachmann machte das A-Dur-Klavierkonzert von Mozart als Solistin zum bejubelten Zentrum.  

LUSTENAU Die Sinfonietta Vorarlberg als gefragte Auswahlformation von Musikern des SOV hat sich in den letzten Jahren im Musikleben des Landes deutlich profiliert. Nach regelmäßigen Auftritten bei geistlichen Konzerten unter Markus Landerer und Benjamin Lack hat dieses Ensemble beim Abo-Konzert der Gemeinde im gut besuchten Reichshofsaal erstmals mit einem Projekt in Eigenregie einen wichtigen Erfolg eingefahren. Entscheidenden Anteil daran hatten der außergewöhnliche ungarische Dirigent Tibor Bényi und die bereits international konzertierende junge Pianistin Hanna Bachmann aus Röthis.

Gemanagt wird die Sinfonietta Vorarlberg seit ihrer Gründung 1989 von SOV-Kontrabassist Bernd Konzett, der mit sicherer Hand ihm besonders vertraute Musiker aus dem großen SOV-Pool zum Ensemble verbindet. Für dieses klassisch-romantische Programm kommt er mit bloß 18 Streichern aus, dazu eine gute Handvoll Bläser. Durch ihre besondere instrumentale Qualität gelingt es ihnen, auch in dieser viel zu trockenen Akustik von Anfang an einen schön abgerundeten Orchesterklang von erstaunlichem Volumen und kammermusikalischer Transparenz zu entwickeln. Mit entscheidend dafür ist der Dirigent Tibor Bényi (54), ein Freund Konzetts aus Studientagen in Salzburg und mittlerweile auch als Cellist, Zeichner und Fotograf eine gefragte Künstlerpersönlichkeit. Im Rahmenprogramm mit Haydns Symphonie „La Passione“ und Schuberts gefälliger „Fünfter“ erweist er sich am Pult souverän als Kapellmeister vom alten Schlag, solide, mit Respekt vor den Musikern, sicherem Geschmack ohne Experimente, mit klaren Vorgaben.

Glänzende Technik

Von diesem hohen musikalischen Level profitiert auch Mozarts viel gespieltes A-Dur-Klavierkonzert KV 488, das die erst 25-jährige Klavierbegabung Hanna Bachmann als Solistin zum bejubelten Zentrum macht. Die Musikerin, die 2015 ihr Bachelor- und danach ihr Master-Studium am Salzburger Mozarteum mit Auszeichnung absolvierte, hat mittlerweile den Radius ihrer Konzerttätigkeit neben europäischen Ländern bis nach New York ausgedehnt. Nach ihrer ersten CD im Vorjahr wird die zweite im Jänner präsentiert. An diesem Abend liegt ihr Mozart mit einem ihrer Lieblingskonzerte zwischen diffiziler Leichtigkeit und gewichtigen Konturen hörbar am Herzen. Perlend, mit glänzender Technik und kontrolliertem Anschlag erschafft sie die Läufe, horcht im Dialog ins Orchester und macht das innige Adagio zum geistigen Zentrum, ohne es zu verzärteln. Dirigent Bényi ist ihr dabei ein fast väterlicher Begleiter durch die Tücken des Konzerts, gibt ihr Sicherheit bei dieser fordernden Aufgabe. Auch die Orchestermusiker tragen die Pianistin mit Sorgsamkeit und bereiten ihr ein fein ausgesponnenes Klangfundament. Bachmann bedankt sich für den Beifall mit einem heiteren Mozart-Rondo. JU

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